Dr.-Ing. habil. Jörg Schmidt, MFPA Leipzig GmbH

Interview Dr.-Ing. habil. Jörg Schmidt

Bauherr und Geschäftsführer der MFPA Leipzig GmbH, Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH

Redaktion: Die MFPA hat sich spezialisiert auf die Prüfung und Zertifizierung von Werkstoffen und Konstruktionen. Für wen sind Sie hauptsächlich tätig und hat sich Ihre Arbeit in den letzten 20 Jahren verändert?

Jörg Schmidt: Die MFPA ist eine hoheitlich beliehene Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle, wir sind tätig im Regelungsbereich der Landesbauordnungen und der Bauproduktenverordnung, also auf bundesweiter und auf europäischer Ebene. Wir prüfen einerseits Baustoffe und Bauprodukte auf unterschiedlichste Eigenschaften – vom Betonwürfel über Wärmedämmungen bis hin zu fertigen Brandschutzsystemen. Andererseits testen wir Bauteile, Konstruktionen und Bauarten, etwa Wände, Decken, Installationssysteme und Tunnelschalen auf Standsicherheit, Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz usw. Unsere Kunden kommen hauptsächlich aus der Industrie, wir arbeiten aber auch für öffentliche und private Bauherren. In den vergangenen Jahren sind die Projekte deutlich komplexer geworden, d.h. die Leistungen, die Bauprodukte und Bauarten erbringen müssen, sind umfangreicher geworden. Eine Decke muss heute bspw. nicht nur tragfähig sein, sie muss auch Schallschutz gewährleisten, wärmedämmend sein und Brandschutzanforderungen erfüllen. Zudem sind die gesetzlichen Regelungen detaillierter geworden. 

Redaktion: Im vergangenen Jahr haben Sie in Laue neben einem dreigeschossigen Büro- und Seminargebäude auch eine neue Versuchshalle in Betrieb genommen. Was wird dort konkret geprüft und warum ist diese so einzigartig?

Jörg Schmidt: Mit dem Bürokomplex bieten wir all unseren Ingenieuren einen wertigen Arbeitsplatz, das ist innerbetrieblich enorm wichtig. In der neuen Versuchshalle können wir drei verschiedene Arten von Prüfungen vornehmen: In einem Tunnelprüfstand untersuchen wir das Brand- und Ablassverhalten von Tunnelkonstruktionen. Hier sind wir weltweit tätig, etwa bei der aktuellen Fehmarn-Belt-Querung nach Dänemark, selbst aus Australien und Katar kamen schon Aufträge. Zudem prüfen wir den Feuerwiderstand von hohen Wänden, hier können wir in der neuen Halle Bauteile mit bis zu 5 m Breite und bis zu 7 m Höhe experimentell bestimmen. Dies ist wichtig, da die Anforderungen an Bauwerke zunehmen. Als drittes können wir in Laue extrem große, weitgespannte Biegeträger- und Deckensysteme testen. Im Holz- und im Stahlverbundbau geht der Trend hin zu großen Spannweiten. Bisher hat man diese Decken auf 3 x 4 m untersucht – wir können heute bis zu 10 m lange und 5 m breite Deckensysteme testen und das auch unter sehr hohen Lasten. Unser Prüfstand kann bis zu 100 t drücken und ziehen. So können wir selbst 5 m lange Stützen prüfen mit einer Belastbarkeit von 10 MN. Das gab es in dieser Art bislang noch nicht, da wurde auf deutlich kleinerer Fläche getestet und eine konservative Abschätzung vorgenommen. Satt Stellvertreterprüfungen nehmen wir jetzt eine 1:1 Prüfung vor.

Redaktion: Konzept, Bauplanung und die betriebsfertige Ausführung des Gebäudekomplexes hat FREYLER Industriebau Leipzig verantwortet. Wie ist der Kontakt zustande gekommen und warum haben Sie sich für FREYLER entschieden?

Jörg Schmidt: Mit FREYLER Industriebau haben wir schon beim Bau einer früheren Halle sehr positive Erfahrungen gesammelt. Seinerzeit hatten wir am Standort Leipzig erweitert und FREYLER hat die komplette Konzeption, Planung und Bauausführung übernommen. Die Zusammenarbeit war hervorragend und in jeder Hinsicht verlässlich. Daher stand es für uns nie in Frage, das neue Projekt auch mit FREYLER zu realisieren – getreu dem Motto „never change a running system“. Und auch jetzt, nach Abnahme der aktuellen Halle, würden wir uns wieder so entscheiden. Das FREYLER Team funktioniert einfach sehr gut, die Mitarbeiter sind fachlich kompetent, motiviert und es wird klar und transparent kommuniziert.

Redaktion: Was war die größte Herausforderung bei der Planung und dem Bau der neuen Versuchshalle?

Jörg Schmidt: Von außen ist diese planerische Leistung heute nicht mehr sichtbar: In einem Teilbereich der Halle haben wir zwischen Kellergeschoss und dem Hallenboden eine 2 Meter dicke Spannfelddecke realisiert – eine extrem starke Stahlbetonkonstruktion, die man braucht, um die aus der Prüfung anstehenden Lasten aufzunehmen und abzutragen. Die Planung einer 2 Meter dicken Decke bzw. eines Spannfelds ist absolut außergewöhnlich, denn in diesen Dimensionen wird selten gebaut. Ergänzend mussten auch die rissbreitenbeschränkenden Bewährungen, die Betonzusammensetzung und Betongänge sehr detailliert geplant werden. Das war für alle Beteiligten die größte Herausforderung. 

Redaktion: Wie ist FREYLER das an das Konzept und die Planung herangegangen?

Jörg Schmidt: Es gab eine enge Kooperation rund um das Spannfeld: Wir haben u.a. mit Prof. Dr. Dirk Schlicke aus Graz einen ausgewiesenen Spezialisten auf diesem Gebiet eingebunden. Rund um das Spannfeld gab es eine sehr enge Zusammenarbeit und Abstimmung aller Beteiligten. Die Halle selbst ist von innen heraus sehr weit von uns vorgedacht worden. Basierend auf unseren Vorgaben und Anforderungen zur Nutzung hat FREYLER dann das Baukonzept entwickelt, diesem mit der Gebäudehülle einen passenden Rahmen gegeben und die Büroflächen entworfen.

Redaktion: FREYLER hat später auch die Umsetzung verantwortet. Wie war der Bauverlauf und was schätzen Sie an der Arbeitsweise von FREYLER?

Jörg Schmidt: Der Bauverlauf fiel genau in die Zeit, als Corona nachwirkte und der Ukraine-Krieg ausbrach. Und das führte in vielen Bereichen zu Lieferschwierigkeiten, die natürlich auch Auswirkungen auf den Bauablauf hatten. Aber – trotz aller Schwierigkeiten im Hintergrund – ich schätze es wirklich, dass es von FREYLER jederzeit eine klare Kommunikation gibt und immer erkennbar ist, dass alles getan wird, um im Zeitplan zu bleiben. Die Termine zu halten hat in dieser Ausnahme-Situation nicht immer geklappt, aber FREYLER hat stets offen kommuniziert und wir haben gesehen, dass sich das Team für unser Bauvorhaben einsetzt und engagiert, dass es vorangeht. Das ist es, was ich an der Arbeitsweise schätze, ebenso wie das kollegiale und gute Miteinander.

Redaktion: Was war für Sie der beeindruckendste Moment im Bauverlauf?

Jörg Schmidt: Das war relativ am Anfang, als die Baugrube fertig ausgebaggert war. Ich stand am Rand und habe in die Tiefe geschaut – das war schon beeindruckend. Man kennt zwar die Zahlen, wie tief ausgehoben wird, aber wenn man dann tatsächlich 5-6 Meter nach unten in die riesige Grube schaut, das ist schon etwas anderes. Einfach ein gigantisches Loch.

Redaktion: Sie arbeiten seit einem reichlichen halben Jahr an dem neuen Standort. Wie werden die Räumlichkeiten angenommen? Und läuft die Arbeit in der Versuchshalle so, wie Sie und Ihr Team sich es vorgestellt haben?

Jörg Schmidt: Ja, wir fühlen uns definitiv wohl vor Ort und können sehr gut arbeiten. Die Büroflächen sind hochwertig ausgestattet und werden komplett genutzt – an die offenen Arbeitsplätze mussten wir uns zunächst gewöhnen, kommen inzwischen aber gut damit zurecht. In den Seminarräumen hatten wir bereits einige Veranstaltungen, zuletzt hat sich die Bundesvereinigung der Brandprüfingenieure hier getroffen. Und die Versuchshalle ist selbstverständlich auch voll in Betrieb, wir nutzen alle verfügbaren Flächen und sind glücklich über die Möglichkeiten, die die neue Halle bietet.

Redaktion: Herzlichen Dank für den spannenden Einblick in Ihre Arbeit und das jüngste Bauprojekt, das Sie gemeinsam mit FREYLER geplant und realisiert haben!

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